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Organisationsentwicklung

Aus zwei mach eins – Der Betriebsrat und sein Dilemma mit der Verantwortung (1)

Von Siegfried Neubauer, 14.05.2018

Aus zwei mach eins  – Der Betriebsrat und sein Dilemma mit der Verantwortung (1)

Als die Entscheidung für die Zusammenlegung der beiden Standorte fiel, waren diese rechtlich noch eigenständige Gmbhs. Daher gab es an beiden Standorten gewählte Betriebsräte (BR) mit jeweils einem freigestellten Betriebsratsvorsitzenden. Ein Umstand der mehr Kopfzerbrechen machen sollte als geahnt.

Viele Unterschiedlichkeiten und eine Entscheidung mit Tragweite

Es war allen bekannt, dass ein Jahr später BR-Wahlen anstanden, die dann nur mehr für einen gemeinsamen Standort gelten sollten. Um die BR aber besser ins Boot zu holen, nahm man bewusst in Kauf, dass es für dieses Jahr, und somit während der Zusammenlegung mit dem Umzug von Maschinen und Menschen, die den Arbeitsplatz wechselten etc., zwei parallele Betriebsratsstrukturen geben wird. Ein Fehler, wie sich nachträglich herausstellte.

Eine weitere Verschärfung war der Umstand, dass beide Standorte unterschiedliche, vor allem historisch gewachsene Vertragsstrukturen und Betriebsvereinbarungen hatten. Die Mitarbeiter hatten unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, Pausenregelungen und Raucherzeiten. Ebenso gab es nicht gleiche Regelungen bezüglich des Gebrauchs von Mobiltelefonen sowie unterschiedliche Vereinbarungen, wann gestempelt werden muss usw. Gleichzeitig war ein bekanntes Faktum der Zusammenlegung, dass Personal abgebaut werden muss. Besondere Pikanterie erhielt dieser Personalabbauplan u.a. dadurch, dass auch der BR aus seinem Team offiziell Leute verlieren musste.

BR-Wahlkampf auf dem Rücken der Mitarbeiter und des Managements

Das Management trat nun mit den BR in Verhandlungen, um einerseits einen Interessensausgleich zu schaffen (also wie man mit den abgebauten Mitarbeitern umgeht/was man ihnen anbietet) und andererseits, um eine Harmonisierung der oben genannten Unterschiedlichkeiten für nur mehr ein Werk zu ermöglichen. Eine einfache Rechnung ergab, dass man allein durch diese Harmonisierung der unterschiedlichen Regelungen eine Produktivitätssteigerung von etwa 10% hätte erzielen können. Etwas, dass dem Werk mit seiner angespannten Kostensituation schon viel geholfen hätte. Allein, man hat die Rechnung ohne die BR gemacht. Es war teilweise schon sehr spannend, wo überall sich die BR hineinreklamierten und mitreden, ja mitentscheiden wollten. Es war echt mühsam für das Management immer wieder nachweisen zu müssen: „Das ist eine Managemententscheidung und nicht mitbestimmungspflichtig laut Paragraph soundso etc.“.

Pokerface ist ok – aber irgendwann ist es genug

Die Verhandlungen gestalteten sich echt schwierig. Es wurde gepokert und geblockt, es wurden im Unternehmen Halbwahrheiten verbreitet und Mitarbeiter für eigene Interessen eingesetzt. Es wurden Termine immer wieder nach hinten verschoben oder man war als BR leider gerade nicht beschlussfähig und ließ so Termine und Fristen verstreichen.

So wichtig ein BR für die Balance in einem Unternehmen ist, so wichtig ist auch sein Verantwortungsbewusstsein für einen Standort mit Arbeitsplätzen. In diesem Fall war es für uns als Außenstehende kaum wahrnehmbar, dass dieser BR sich für das Überleben des Standortes einsetzte. Viel mehr wahrzunehmen waren Positionskämpfe sowie Sicherung von Macht und Einfluss. Im nächsten Blog geht es darum, wie die Sache ausgegangen ist – bleiben Sie dran.

Herzlichst Ihr

Siegfried Neubauer

Geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat
Berater, Speaker, Coach

Leader`s Letter

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