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Von Siegfried Neubauer, 12.06.2017
Wie im letzten Beitrag zu Organisationsentwicklung angekündigt, geht es nun konkret um die Unterschiedlichkeit beider Werke und den absehbaren Herausforderungen.
Das Werk 1
Die Mitarbeiter im Werk 1 produzierten große Teile für große Anlagen in kleinen Losgrößen und hatten eine gesicherte Auftragslage für die nächsten 5 Jahre. Sie verwendeten eine innovative und anspruchsvolle Technologie, auf die sie sehr stolz waren. Leider hatten sie die dazugehörigen Produktionsprozesse trotz einer Automatisierungsstrategie nicht voll im Griff mit der Folge, nur mit hohem Personaleinsatz und viel „handwerklichem Geschick“ die Kundenanforderungen erfüllen zu können. Das Werk schrieb daher rote Zahlen. Zusätzlich war die Führungsmannschaft bunt zusammengewürfelt und hatte sich in den letzten Jahren vollständig verändert. Anders ausgedrückt, der Zustand wurde von aussen gesehen als gewerblich geprägt und leicht chaotisch beschrieben, mit Führungs-, Disziplin- und Motivationsproblemen.
Das Werk 2
Die Mitarbeiter im Werk 2 produzierten die gleichen Teile, nur viel kleiner, für kleinere Anlagen und in hohen Stückzahlen, jedoch mit anderer Technologie. Der Standort war es gewohnt, kostengünstige Produkte hoch automatisiert in hoher Stückzahl, logistisch getaktet und mit strikten Qualitätsanforderungen herzustellen. Leider lief ein Großauftrag schrittweise aus und konnte nicht rechtzeitig kompensiert werden. Man machte nur mehr etwa halb so viel Umsatz wie vor 5 Jahren und der Trend zeigte weiter nach unten. Die Schließung dieses Standortes war schon mehrfach in der Schwebe und mehrere Sozialpläne wurden schon abgewickelt. Entsprechend deprimiert war die Stimmung. Gleichzeitig stand man der Zusammenlegung eher offen gegenüber, da damit ein Commitment der Zentrale für den Standort verbunden war.
Unterschiedliche Kulturen
Beide Werke waren also wirtschaftlich angeschlagen und hatten völlig unterschiedliche Kulturen. Die im Werk 1 sagten „Jetzt müssen wir zu denen ins Werk 2 und bringen denen unsere gute Auftragslage mit!“ und die im Werk 2 sagten „Um Himmels willen, jetzt kommen die Handwerker, die haben doch keine Ahnung von automatisierten Prozessen!“ Das klang sehr herausfordernd und ich verstand die Sorge, dass dies mit einem „Umzug“ von Maschinen nicht getan sein wird. Aber wie ging es weiter? Was hat man getan, um diese „Mission Impossible“ vielleicht doch zu einem guten Ende zu bringen? Im nächsten Blogbeitrag geht es um einen ganzheitlichen Ansatz als Voraussetzung – bleiben Sie dran!
Herzlichst Ihr
Geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat
Berater, Speaker, Coach