Der Management-Blog

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Strategieentwicklung

Der Gesundheitszustand eines Unternehmens – die Produktivität, Teil 2

Von Siegfried Neubauer, 28.09.2017

Der Gesundheitszustand eines Unternehmens – die Produktivität, Teil 2

Die dritte wichtige Beurteilungsgröße für die Gesundheit einer Organisation, die Produktivität, ist, neben der Produktivität der Arbeit, ebenfalls beeinflusst durch die Produktivität des „Wissens“ und der „Management-Zeit“. Auch hier kann man aus anderen Branchen das eine oder andere lernen.

Produktivität des Wissens

Im Zuge eines Beratungsprojektes zur „Steigerung der Effektivität und Effizienz“ in einem deutschen Krankenhausverbund, tauchte folgendes Phänomen auf: In dem Krankenhaus A dauerte das Einsetzen eines neuen Kniegelenkes durchschnittlich 5 Stunden, im Krankenhaus B durchschnittlich 3,5 Stunden. Die Ergebnisse waren immer dieselben – alle Patienten konnten nach Reha und Physiotherapie wieder wunderbar gehen. Aber der Zeitunterschied von 1,5 Stunden? In dieser Zeit hätte man locker eine andere Operation machen können.

Die nähere Untersuchung ergab, dass es sich um einen Produktivitätsvorteil des Wissens handelte. Das Krankenhaus B führte etwa doppelt so viele Knieoperationen aus und hatte deutlich mehr Routine, ausgefeilte Prozesse, mehr fachliche Erfahrung und eingespielte OP-Teams. Dahinter steht der Erfahrungskurveneffekt der besagt, dass man bei „Mehr vom Selben“ Lerneffekte und Größendegression für eine höhere Produktivität nutzen kann. Sofern man dieses Potenzial hebt. Und in der Tat stand das Krankenhaus B wirtschaftlich besser da als das Krankenhaus A.

Produktivität der Management Zeit

Viele Führungskräfte wie Oberärzte und Primarien haben eine fachlich exzellente Ausbildung und lernen Führung/Selbstführung oftmals on the Job. Die Frage für sie ist u.a., was macht sie produktiv und wirksam? Eine Perspektive ist das Selbstmanagement wie man z.B. mit der eigenen Zeit und den zu erledigenden Aufgaben und dem täglichen Input umgeht. Erfolgreiche Führungskräfte unterschieden konsequent und mehrmals am Tag zwischen wichtig und dringend, delegieren auf Basis von Vertrauen in die Fähigkeit von Mitarbeitern und schaffen sich so zeitlichen Spielraum. Beispiele aus der freien Wirtschaft lassen sich natürlich nicht immer 1:1 in einem Krankenhaus umsetzen – aber der eine oder andere Schritt wird machbar sein.

Eine andere Perspektive ist das konsequente Einsetzen von kleinen aber wirksamen Instrumenten für die eigene Organisation, die eine Führungskraft ebenfalls zeitlich entlasten. Beispiele dafür sind die Gestaltung sicherer Prozesse (wie bei Airlines z.B.) mit Moments of Truth – hier werden alle möglichen Fehlerquellen bei Prozessschritten sukzessive detektiert und eliminiert, Checklisten im Qualitätsmanagement (wie in der verarbeitenden Industrie z.B.), direkte Fragen an den Patienten vor der Operation, welches Bein nun operiert wird usw.

Je sicherer und routinierter diese Prozesse ablaufen, umso mehr wird ein Primarius von der Hektik des Tagesgeschäftes entlastet und kann sich stärker um Mitarbeiter und jene Dinge kümmern, die für die Gestaltung seines Verantwortungsbereiches wichtig sind.

Herzlichst Ihr

Siegfried Neubauer

Geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat
Berater, Speaker, Coach

Leader`s Letter

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