In unserem Management-Blog stellen wir Ihnen unser Wissen und unsere Erfahrung zur Verfügung. Lesen Sie mehrmals im Monat zu spannenden Management-Themen wie Führung, Organisation und Strategie!
Von Siegfried Neubauer, 03.07.2017
In der neuen Führungsposition geht es heute um die besondere Herausforderung des „gut Zuhörens“. Darüber wurde schon viel geschrieben und es ist oft leicht gesagt, dafür aber umso schwerer getan. Denn der Umgang mit Nichtwissen ist nicht jedermanns Sache.
Das System verstehen lernen
Eine systemische Sichtweise hilft bei dieser großen Herausforderung. Das organisationale System, für das man zukünftig die Verantwortung trägt, ist ein System mit bestehenden Systemelementen (das können z.B. Personen sein), die zueinander in Beziehung stehen (z.B. über Arbeitsprozesse und / oder auf der persönlichen Ebene) und die bestimmten Regeln und Normen folgen (z.B. kulturelle Elemente und / oder eingespielte Verhaltensweisen). Dieses System bekommt Input von außen und produziert etwas, also einen Output.
Wenn man seinen zukünftigen Verantwortungsbereich nachhaltig (um-) gestalten und seine Ideen umsetzen möchte, um z.B. diesen Output zu verändern, so geht das in den meisten Fällen dann am besten, wenn man dieses bestehende System „versteht“. Also seine Mechanismen kennt, die Regeln kennt, denen es folgt, die Seilschaften zwischen den Systemelementen identifiziert und bewertet hat etc. Dazu braucht die neue Führungskraft besonders zwei Fähigkeiten: a.) die Ruhe zu haben, das System kennen zu lernen, „hinzuschauen und gut zu zuhören“ und b.) seine eigene Ideen und Vorstellungen nicht einfach dem neuen System überstülpen, sondern sehr gezielt und auf Basis dessen, wie man das System verstanden hat, Initiativen starten. Es gibt eine Ausnahme davon abzuweichen und zwar, wenn Gefahr im Verzug ist – aber das ist in den seltensten Fällen der Fall.
Nichtwissen ist keine Schwäche
In vielen Fällen haben Führungskräfte diese Fähigkeiten ohnehin – sie wenden sie nur nicht an. Oft ist der Grund der äußere oder der eigene Erwartungs- und Perfektionsdruck und man hat das Gefühl, dass eine neue Führungskraft möglichst rasch ihre Duftmarken hinterlassen möchte und alles unter Kontrolle haben will. Dabei kann eine neue Führungskraft nicht sofort alles über das neue System wissen – und das ist keine Schwäche. Beispielhaft dazu wird z.B. im Krankenhaus ein neuer und kluger Primar sich zuerst mit den erfahrenen Stationsärzten und Stationsschwestern zusammensetzen und ihnen zuhören, was und wie in der Klinik so alles läuft. Ob die Prozesse gut oder weniger gut sind, wo es in der Kommunikation hakt, wie man mehr Patientenzufriedenheit schaffen könnte etc. Er beginnt das System zu verstehen, die Schwächen, aber auch die Stärken der Menschen und Prozesse. Dann kann er beginnen, seine Klinik, im besten Fall sogar mit den erfahrenen Stationsärzten und Stationsschwestern gemeinsam, umzugestalten. Alles andere wird meist schwieriger und dauert länger.
Im nächsten Blog Führung geht es um die Herausforderung, wenn man als neue Führungskraft mitten in nicht abgeschlossene Veränderungsprozesse hinein kommt – bleiben Sie dran!
Herzlichst Ihr
Geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat
Berater, Speaker, Coach