In unserem Management-Blog stellen wir Ihnen unser Wissen und unsere Erfahrung zur Verfügung. Lesen Sie mehrmals im Monat zu spannenden Management-Themen wie Führung, Organisation und Strategie!
Von Siegfried Neubauer, 10.10.2017
Der Antritt einer neuen Führungsposition kann es mit sich bringen, dass man ins Ausland muss. Die Entscheidung ist sicher nicht leicht und hängt mitunter auch davon ab, wo es hingeht. Und in vielen Fällen sind – solange man sich auf fachlich ähnlichem Terrain bewegt – diese Unterschiede eher gering, die kulturellen Unterschiede hingegen können eine echte Herausforderung sein.
Süden oder Norden? So unterschiedlich wie die Menschen ...
Das Verhalten von Menschen in unterschiedlichen Kulturkreisen ist einem vielleicht nicht ganz fremd, es direkt zu erleben, kann dann doch überraschend sein. Gefühlsausbrüche bei südlichen Managementkollegen während Meetings (bis hin zu Tränen) und schnelle freundschaftlichen Berührungen am Arm oder am Rücken sind möglicherweise gewöhnungsbedürftig. Ebenso ist es bei Kollegen im Norden vielleicht die konstant freundliche Distanz, die einem nicht wissen lässt, woran man ist.
Besonders drückt sich das im Zeitempfinden aus, welches, je nachdem wie man selbst tickt, für echte Irritationen sorgen kann. Ist man selbst eher ein zeitlich strukturierter und pünktlicher Mensch, so kann einem eine südlichere und traditionsorientierte Kultur, in der Vieles gleichzeitig passiert und sich chaotisch anfühlt, schon den Nerv rauben. Aber genauso ist es wahrscheinlich umgekehrt und unsere „Österreichische Gelassenheit“ hat vielleicht auch so manchen nördlichen Kollegen genervt.
Führung und Macht im Lichte des Systems
Besonders kann sich der kulturelle Unterschied im Ausdruck von Macht zeigen. In manchen südlichen Kulturen ist es von besonderer Bedeutung, seine hierarchische Position sichtbar zu machen und Entscheidungsbefugnisse zu bündeln, was die Handlungsfähigkeit der Organisation einschränken kann. Ein Umstand, den man mitunter auch in alteingesessenen Familienbetrieben beobachtet. Beispiele dafür sind, dass Entscheidungen spät fallen und die Arbeit stockt, oder dass Meetings verspätet beginnen, da der ranghöchste Teilnehmer noch nicht da ist und man ohne ihn nicht anfängt.
In der Personalführung zeigt sich ein ähnliches Bild, in dem Macht demonstriert werden kann. Effiziente Personalführung benötigt Instrumente und klare Prozesse – etwas was man z.B. in südlicheren Organisationen nicht immer antrifft. Die Aufgabenverteilung läuft dann eher auf Zuruf durch den Vorgesetzten, wodurch Hektik und Überstunden entstehen. Oder es fehlen schriftliche Vereinbarungen, was Spielraum in der darauf folgenden Diskussion bedeutet.
Nun wissen wir auch, dass der Grund für ein Verhalten nicht immer nur eine kulturelle Komponente ist, oder dass Führungskräfte woanders unfreundlich sind. In vielen Fällen spielen andere systemische Ursachen eine Rolle wie z.B. ein bestimmtes Arbeitsrecht oder der starke Einfluss von Gewerkschaften, die eine „besondere“ Machtausübung begünstigen und ein "bestimmtes" Führungsverständnis fördern.
Im nächsten Blog Führung geht es um die Herausforderung, wenn man als neue Führungskraft eine lethargische Organisation vorfindet – bleiben Sie dran!
Herzlichst Ihr
Geschäftsführender Gesellschafter acm quadrat
Berater, Speaker, Coach